Sonntag, 16. März 2014

Neues aus der Miniaturenwerkstatt

Damit ein Tabletop-Spiel so richtig Spaß macht, muss man als Spieler seine Figürchen nicht nur zusammenkleben, sondern auch bemalen - im Normalfall nimmt dieser Teil des Hobbys den größten Teil der Freizeit in Anspruch. Je nach Qualitätsanspruch und Maltalent geht sogar richtig viel Zeit dafür drauf, so dass man das eigentliche Spielen oft in's Hintertreffen gerät.
Soweit soll's bei mir nicht kommen! Aus diesem Grund nehme ich mir den Grundstock einer Armee immer zuerst vor, also das was man wirklich nötig haben sollte, um die Armee spielen zu können. Nach dem Zusammenbau mache ich mir dann Gedanken über die Bemalung - hier heisst die Devise eigentlich immer: " wie bemale ich die Figuren, dass bei kleinstmöglichem Aufwand ein bestmöglichstes Ergebnis zustande kommt?"
Mit einem guten Konzept und etwas Disziplin kommt so recht schnell in den Genuss, eine spielfähige Armee zu besitzen und kann sich zukünftig mit aufwendigen Umbauten oder besonderen Modellen beschäftigen, um die Armee zu erweitern.
Bei meinen heißgeliebten Chaos Space Marines hat man den großen Vorteil, dass die Hintergrundgeschichte viele Freiheiten bei der Gestaltung der Modelle und ihrer Bemalung erlaubt... wie man schon unschwer aus dem in der Armeebezeichnung vorhandenen Wort "Chaos" ersehen kann! :-)
Als ich vor vielen Jahren mit dieser Armee anfing, bastelte ich zunächst mal ein paar Seuchenmarines mit Trupptransportern (Rhinos), einen Panzer (Predator mit Laserkanone) und zwei Dämonenprinzen als Anführer zusammen - das ging recht schnell, ich konnte viele gebrauchte und beschädigte Figuren verwenden (Nurgle ist ja der Gott des Verfalls) und alles dann mit etwas Kleber und Modelliermasse verunstalten. Die Bemalung in 17einhalb Grüntönen ging dank der Maltechniken "washen" und " trockenbürsten" sehr flott von der Hand.
Bei jeder neuen Einheit hatte ich nun die Wahl, einfach mit denselben Methoden flott was Neues aufzustellen, was vor Allem kurz vor Turnieren wegen dem Zeitdruck sehr praktisch ist, oder mit etwas Zeit und mehr Aufwand etwas auszuprobieren.
Die neuesten Zugänge in meiner Chaos-Vitrine sollen das mal etwas verdeutlichen...

Ein Impuls-Kauf in einem bekannten Internet-Auktionshaus (*grins*) brachte mich in den Besitz einer kleinen Kiste vollgestopft mit Khorne-Berserkern, teilweise bemalt, teilweise gebaut und teilweise auch wieder auseinandergefallen. Da ich eh schon einen Land Raider, ein Rhino und ein paar ziemlich alte Berserker besaß (ganz simple Modelle, alle in derselben Pose, man muss nur den rechten Arm und den Rückentornister ankleben), wollte ich diese Gelegenheit nutzen, die Khorne-Fraktion meiner Armee etwas auszubauen...insbesondere da es sich seit einer Weile auch sehr lohnte, einen Khorne-Lord zu spielen, der sich bestimmt über ein paar loyale Gefolgsleute freuen würde.
Also nutze ich die lauen Sommernächte 2013 in unserer Ferienwohnung in Norddeutschland, um die Berserker zu bauen, bzw. reparieren und Bemalfertig zu machen.
Das Ergebnis: ein Karton mit 50-60 Berserkern! Whoa, ziemlich viel!!
Klare Entscheidung in diesem Fall also zu Gunsten einer einfachen, aber effektiven Bemalung.
Zunächst wurden alle Modelle mit schwarzer Sprühgrundierung vorbereitet, dann einmal grob mit einem hellen Silber überpinselt, so dass tiefe Falten noch schwarz blieben und abschließend einmal grob mit einer dunklen "Wash"-Farbe bepinselt, die flüssiger und weniger intensiv ist als normale Farbe und nach dem Auftragen die ganze Fläche etwas abdunkelt und sich in den Vertiefungen der Figur sammelt, so dass man quasi automatisch eine halbwegs realistische Schattierung der Oberfläche erreicht.
Nach über einem halben Jahr in diesem Zustand habe ich mich dann vor ca. 1 Monat erbarmt und mir ein paar Jungs aus dem Karton geholt und diese Schritt für Schritt fertigbemalt.
Das Ergebnis ist keine große Kunst, wirkt aber auf dem Spielfeld sehr hübsch und einheitlich - eine klassische "Aufstockung des Grundstocks" also und eine schöne Abwechslung zum dreckigen Grün meiner Nurgle-Einheiten.

Alle Berserker im Licht der Abendsonne...
Neben den "aufgeforsteten" Modellen aus dem Auktionshaus hatte ich mir auch erlaubt, noch ein paar besonders schicke Figuren mitzubemalen. Einmal natürlich den prominenten Chefoberberserker "Khârn der Verräter", ein dezent zum Weltraumhelden umgestrickter Chaoskrieger aus Games Workshops Fantasy-Spielwelt und ein paar ziemlich alte Zinn-Berserker, die damals noch ohne die "Hasenohren" am Helm auskommen mussten...

Berserker mit Totenkopf-Helmen, mitte links Khârn, rechts daneben der Fantasy-Umbau

Beim Reparieren der Plastikminiaturen musste ich auch ein paar andere Bauteile verwenden, um Fehlendes zu ersetzen - gut zu erkennen auf dem folgenden Foto. Vorne links der Kerl hat die Beine und den Helm eines Fantasy-Chaoskriegers bekommen und den rechten Arm eines Barbaren. Ganz rechts, der Zweite von Oben hat ebenfalls einen Chaoskrieger-Helm auf dem Kopf.



Auch auf diesem Bild sind ein paar Dinge zu finden, die nicht zum Berserker-Bausatz gehören, z.B. der Arm mit der Energiekralle (linke Seite, zweite Figur von Unten, auch der Helm gehört eigentlich zu einem anderen Bausatz) oder die seltsame Waffe des Berserkers unten rechts. Sehr schön auch zu sehen ist der Unterschied zwischen den modernen, dynamischen Posen der Berserker und der starren Haltung ihres alten Plastik-Pendants (am rechten Rand in der Mitte, der Typ der sein Kettenschwert hält wie ein Verkehrspolizist die Kelle...).


Auch an eine kleine, aber feinere Erweiterung meiner Armee habe ich mich in den letzten Monaten herangewagt - ein kleiner Trupp Noisemarines des Slaanesh. Diese Marines haben sich dem Gott der Sinnesfreuden verschrieben und suchen immer wieder einen neuen Kick, ohne jedoch jemals wirkliche Befriedigung zu erlangen. Ziemlich kranke Typen also...
Im Verlauf der Jahre hat Games Workshop diese Jungs vom Design her wirklich komplett umgekrempelt, aus schreiend bunten Typen mit vielen Verzierungen und Gimmicks an Rüstung und Waffen wurden inzwischen recht einfarbige Langweiler, die höchstens noch mit verzerrten Gesichtern und ein paar Anleihen an SM-Klamotten einen dezenten Gruseleffekt für sich verbuchen können.
Als alter Nostalgiker und weil ich mich noch nie mit bunten Farben auseinandergesetzt hatte, wollte ich zum klassischen "schreibunten" Farbschema der Noisemarines zurückkehren, denn das aktuelle schwarz-pink ist zwar nett anzusehen, würde aber neben meinen knatschroten Berserkern ziemlich abstinken.
Um den "mein Gott ist abgefahrener als Deiner"-Effekt noch zu verstärken, verwendete ich die schrägsten und seltensten Modelle, die ich in meiner Sammlung (und im Online-Gebrauchthandel) finden konnte. Anstatt eines einheitlichen Farbschemas kreierte ich eine Gruppe totaler Individualisten, die sich in schreiende Farbkombinationen kleidet, da ihre unnatürliche Sinneslust alles andere in ihren Augen grau erscheinen lassen würde.
Als Projekt hat mich dieser Spaß schon etwas mehr Zeit gekostet, da ich hier keine Fließbandarbeit leisten konnte - schließlich sah kein Modell aus wie das andere, so dass man auch keinen Arbeitsschritt stupide bei allen Modellen ausführen konnte.
Am einfachsten bemalt, quasi als Test "wie bunt kann ich eigentlich?", mussten ein paar alte Modelle von Heartbreaker Games (schon laaaange Pleite, die Spielsysteme dieser Firma existieren auch nicht mehr) herhalten, sogenannte "Sons of Rasputin":

An jedem Modell sind mindestens 3 Farben leuchtaktiv unter UV-Licht!

Als Träger für die schweren Schallwaffen der Noisemarines (Blastmaster, zerstört mit Schallwellen Gewebe und sogar Metall) verwendete ich ebenfalls zwei "Sons of Rasputin" und einen uralten Noisemarine von Games Workshop, den ich besonders wegen der Darstellung des Blastmasters in Form einer E-Gitarre in's Herz geschlossen habe.

Heavy Metal!!

Ein klein bisschen dezenter in der Farbgebung, aber ebenso ungewöhnlich im Aussehen wirken diese Zwei Gesellen, die sich ebenfalls aus sehr alten Modellen von Games Workshop rekrutieren. Damals hiessen Chaos Space Marines noch Chaos Renegades...


Die letzten vier Modelle meines Experiments sind originale Slaanesh-Renegades von Games Workshop - ich nenne sie liebevoll meine kleinen Klonjungs...


Dieses Projekt war wirklich eine tolle Abwechslung und es werden sicherlich noch ein paar Slaanesh-Farbexplosionen folgen...

Als letztes Beispiel in dieser kleinen Werkschau möchte ich noch ein ganz besonderes Modell vorstellen. Dieser war ein Impulskauf, eine Sammelfigur von D&D-Miniatures. Diese Figuren sind einzeln in Platiktüten verpackt und man kauft sie quasi blind, ohne vorher zu wissen, welche Figur man bekommt - es sei denn man kauft die Dinger im ausgepackten Zustand irgendwo online.
Auf diesem Wege fand der "Hill Giant" also seinen Weg in meine Bastelkiste, auch wenn ich noch nicht wusste, was ich damit anfangen sollte - aber er hatte so eine schnuckelige "Isch bin der Hulk, isch hau disch auf'n Kopp!"-Attitüde, den musste man einfach gernhaben!

Tja und so nach und nach formte sich eine Idee in meinem Kopf - und die habe ich inzwischen durchgeführt und abgeschlossen. Aus dem Riesen-Neanderthaler ist nun ein schmucker, radioaktiver Dämonenprinz geworden, der auf einem Berg aus Leichenteilen thront und unter UV-Licht radioaktiv leuchtet - geilo!

man beachte die modische Trendfarbe lila in den Haaren...
Wenn der bei Sonnenlicht schon so grell ist, wie sieht der dann erst unter UV aus?

Ob in der Gürteltasche wohl das Batteriefach steckt?

Zum Thema UV muss ich wohl noch kurz was sagen:
In fast jeder meiner Armeen habe ich mehr oder weniger häufig mit UV-aktiven Farben gearbeitet, so dass man bei fast jedem Spiel ein paar lustige Effekte bekommt, wenn man denn eine passende Lampe dabeihat. Leider beschränkt sich das bisher bei mir auf eine UV-LED-Taschenlampe...
Trotzdem werde ich mit Hilfe dieser Lampe mal ein paar dieser Effekte dokumentieren und bei Gelegenheit hier vorstellen.
Bis dahin erstmal viel Spaß mit den Fotos und Euren Hobbies und wasauchimmer Euch sonst noch Freude macht!


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