Mittwoch, 23. April 2014

Wenn zwanzig Bücher einfach nicht genug sind...

Viel hat sich getan in der bunten Spielewelt von Games Workshop - die Investoren zittern um ihre Dividenden, die Spieler werden gemolken wie nie zuvor, die Firmenwebseite wurde vom Internetshop mit Werbung in einen reinen Shop umgewandelt und inzwischen erscheinen alle 2 Wochen neue schöne Dinge die immer ein paar Euro mehr kosten als nötig...
Natürlich ist man als börsendotiertes Unternehmen immer unter dem Druck, die Investoren glücklich und reich zu machen, aber die Methoden um dieses Ergebnis zu erreichen, erscheinen nach aussen hin nicht immer allzu logisch.
Bei einem Nischenprodukt wie Tabletop-Spielen ist klar, dass man nicht einfach ein paar Leute entlassen kann, um wieder in die Gewinnzone zu rutschen - da muss schon der Verkauf angekurbelt werden... nur wie bewerkstelligt man es, dass der geneigte Püppchensammler regelmässig Unsummen für sein Hobby ausgibt? Na klar, einfach was Neues produzieren! Am besten sogar was Unverzichtbares!!
Aus diesem Grund werden regelmässig alle paar Jahre neue Spielregeln erfunden, neue Armeebücher geschrieben und mit jedem neuen Armeebuch auch eine handvoll neue Figürchen eingeführt. Daran ist auch nix auszusetzen, so bleibt auch das Spiel immer lebendig und gerade in den letzten Jahren sind dabei einige der besten und schönsten Bausätze in diesem Hobbysektor entstanden.
Beispiel 1: Tyrannofex...den man auch zum Tervigon gebaut werden kann.

Die Vendetta sieht nicht nur cool aus, sondern bietet auch geniale Umbaumöglichkeiten.

Jetzt kommen wir aber zum Knackpunkt - um den Verkauf anzukurbeln hat Games Workshop den Output an Spielregeln und neuen Modellen stark erhöht. Der besondere Kniff dabei: es werden nicht nur aufwendige Armeeregelbücher produziert (ist ja ne Menge Aufwand, selbst wenn man 60-80% des Inhalts aus der letzten Ausgabe kopiert), sondern nun auch sogenannte "Supplements" und "Dataslates". So ein "Supplement" enthält Spielregeln und Geschichten rund um spezielle Untergruppierungen einer Armee. So gibt es z.B. Supplements für diverse Space Marine Orden, deren Hintergrundgeschichte etwas ausführlicher behandelt wird als im eigentlichen Armeebuch (z.B. Clan Raukaan, Legion of the Damned) und obendrein immer auch ein paar Spielregeln, z.B. neue Kriegsherrenfähigkeiten oder Ausrüstungsgegenstände. Für diverse Spielerweiterungen sind auch immer ein paar neue Regeln und Spielszenarien enthalten, so dass man die "Splittergruppe seines Vertrauens" auch stilgerecht z.B. in riesige Massenschlachten (Erweiterung "Apokalypse") integrieren kann.
Für Fans der Hintergrundgeschichten sind diese Dinge garnicht mal so uninteressant, von Spielerseite her meist jedoch kein absolutes Muss, eher nur eine Variation des Bekannten.
Witzigerweise darf man diese "Supplement"-Armeen aber oft ganz normal als Alliierte für die Basisarmee und alle deren Verbündete verwenden - kurz gesagt hat man so die Möglichkeit, eine starke Einheit der eigenen Armee mindestens 1x öfter einzusetzen als normal. Bestes Beispiel: der Drache der Chaos Space Marines. Wenn ich einfach meine Chaoten mit Alliierten der Black Legion verbünde, kann ich 3 Drachen im Hauptkontingent einplanen und nochmal einen für die Verbündeten.
Da fliegen meinem Gegner also im Extremfall 4 Drachen und 12 Kyborgs um die Ohren - ganz sicher kein Spaß!
ooookay, mehr Drachen bitte!

Das wars aber noch lange nicht, denn da gibt's ja seit Weihnachten noch eine Kleinigkeit - die "Dataslates". Die gibt's exklusiv nur in digitaler Form (pdf/ebook), sie sind recht kurz und enthalten nur Spielregeln für Formationen oder Einzelmodelle, die man dann entweder in seine normale Armee integriert, allerdings ohne einen Platz im Armeeorganisationsplan einzunehmen. Um beim Beispiel Drachen zu bleiben, könnte ich da meine normale Armee mit 3 Drachen aufstellen und per Dataslate noch eine Formation hinzufügen, die vielleicht aus nochmal 3 Drachen besteht (zum Glück existiert die noch nicht!!). Man kann also die Beschränkungen einer Armee (2 Anführer, 3x Elite, 6x Standards, 3x Sturmeinheiten und 3x Unterstützungseinheiten) mit Dataslates komplett aushebeln.
Es ergeben sich also unheimlich viele Möglichkeiten der Armeezusammenstellung und die Anzahl an fiesen Regelkniffen und Kombinationen steigt stark an.
Zusammen mit Regelerweiterungen wie "Stronghold" (Spielregeln für Gebäude wie z.B. Bunker und Festungen) oder "Eskalation" (eine überschwere Kampfmaschine darf in die Armee integriert werden) ergeben sich noch mehr Kombinationen und am Ende steht man mit einer irrsinnig komplexen Armee da, die man ohne 5-10 Regelbücher und Erweiterungen nicht spielen kann.
So könnte ich meine Space Marines mit Imperialen Soldaten (die inzwischen in Astra Militarum umgetauft wurden, um Copyright-Streitigkeiten mit den Star Wars Rechteinhabern zu vermeiden) alliieren, ein Kontingent an Inquisitoren dazunehmen, einen Überschweren (z.B. nen dicken Baneblade-Panzer), eine kleine Festung und vielleicht noch den geheimnisvollen "Cypher" als Anführer und *schwupps* muss ich neben meiner Armeebox noch ein halbes Bücherregal mitnehmen (in diesem Fall ganze 2 Armeebücher, 1 Supplement, 2 Erweiterungen und ein Dataslate) - und das ist noch nichtmal der extremste Fall!
Need...more...books!
Ganz aktuell gibt's auch schon das erste Dataslate "Helbrutes", das mit einem nagelneuen Modell gemeinsam erschienen ist - die Message ist angekommen, danke für den Holzhammer Games Workshop!
Nu kauf ich mir also drölfzig Bücher und E-Books, nebenbei noch zwanzig Bausätze, um die Formationen zu basteln und *plopp* hab ich eine megamässig tolle Armee...uff!
Ganz ehrlich? Im Prinzip ne gute Idee, in der Umsetzung aber ein ziemlicher Reinfall.
Betrachten wir mal das Pro und Contra:
Für den "Fluffspieler", der im Bekanntenkreis quasi die Hintergrundgeschichte im Spiel auslebt und sich an epischen Schlachten seiner Armee XY  gegen ihren Erzfeind erfreut, sind die meisten Supplements und Dataslates unnötig - wenn mir im Freundeskreis wirklich Spielregeln für irgendwas fehlen (z.B. gab es lange keine Spielregeln für Molochreiter beim Chaos und Dämonen wurden aus dem Chaos Space Marines Buch entfernt), dann einige ich mich mit meinen Kumpels auf eigene Regeln oder verwende einfach Spielregeln einer anderen Armee die auf die gewünschte Einheit passen - im Freundeskreis brauche ich einfach keine offizielle und schriftliche Legitimation vom Hersteller!
Allerdings kann man aus den Supplements tatsächlich interessante und spannende Geschichten herausziehen, wenn der heißgeliebte Space Marine Orden im Space Marine Regelbuch nur im Nebensatz erwähnt wird. Hier stört mich allerdings sehr, dass Games Workshop sich bei diesen Supplements scheinbar kaum an den Fans orientiert, denn bei den Eldar erschien z.B. nach dem Weltenschiff Lyanden erstmal garnix mehr, beim Chaos gabs Supplements für die Black Legion, die man mit dem Basisbuch eigentlich ausreichend repräsentieren konnte und für die "Crimson Slaughter", die vorher kein Aas kannte...aber die beliebten Legionen (die sog. "großen Vier") lassen weiter auf sich warten.
Das Konzept hinter diesen Veröffentlichungen entzieht sich noch meinem Verständnis - meiner Ansicht nach eine verpatzte Chance.

Auf dem Turniersektor ist es noch schlimmer, denn jetzt beginnen natürlich die großen Glaubenskriege darüber, welche Supplements, Erweiterungen und Dataslates man zulassen soll und in welchem Umfang. Die Probleme sind vielfältig - wie kann man z.B. garantieren, dass alle Spieler jederzeit alle nötigen Bücher/E-books dabeihaben? Müssen die Organisatoren für Schiedsrichtertätigkeiten immer über alle veröffentlichten Publikationen verfügen? Wer kontrolliert die Listen aller Spieler, ob sie mit allen Extras und Komos auch wirklich legal im Sinne aller Publikationen sind??
Auf Spielerseite ist da natürlich das Problem, dass mein Gegenüber oft Einheiten und Formationen einsetzen wird, die mir unbekannt sind - Tür und Tor für Schummeleien á la "meine Formation kann dies und das aber mein Ipad liegt noch zu Hause, vertrau mir einfach" sind weit offen.
Obendrein wird das Schreiben und Entwickeln von spielstarken Armeelisten zur Wissenschaft und setzt viel viel mehr Regelwissen voraus als früher - nicht jeder kann sich alle Publikationen kaufen, um mit seiner Armee etwas im Vergleich spielstarkes aufzustellen.
Die Sahne auf dem Kuchen ist dann natürlich die Balance der Spielregeln - die war schon immer eher mittelmässig bei Games Workshop, ist mit diesen vielen kleinen Erweiterungen und Extras inzwischen aber völlig im Eimer. Da kommen dann so Späßchen heraus wie Tyraniden, die mit 5-7 fliegenden Monstern und untötbaren Gargolyen ankommen, die aus jedem Spiel ein garantiertes Unentschieden machen...bravo!

Um es kurz zusammenzufassen:
Für den Hobbyspieler gibt's spannenden Lesestoff und Spielregeln, die nur selten besser oder passender als selbst erfundene sind.
Für den Turnierspieler mehr assoziale Kombos, die eine niedrige Spielstärke durch krasse Spielregeln zum Teil kompensieren können.
Für alle eine unüberschaubare Anzahl an Spielregeln die allesamt ne Menge Geld kosten.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass Games Workshop mit dieser Taktik seine Gewinne dieses Jahr erheblich steigern kann...aber wir werden es ja erleben!
Ich für meinen Teil habe bisher noch kein Supplement oder dergleichen und wenn ich im Freundeskreis nen dicken Panzer spielen will, werden wir uns schon auf ein paar Spielregeln einigen können.
Auf Turniere bin ich jetzt eine Weile schon nicht mehr gefahren, denn mit dem hohen Härtegrad der Armeelisten (hab ich hier ja schon öfter berichtet) und den vielen Gimmicks, die nun Einzug ins Spiel halten, sehe ich immer weniger Möglichkeiten mit spassigen oder "fluffigen" Armeelisten wenigstens mal im Mittelfeld zu landen...und wenn in mindestens 80% der Spiele mein Gegner den Boden mit mir aufwischt, dann machts selbst mir keinen Spaß mehr.
Die nächsten Monate werden da wohl noch etwas Bewegung reinbringen, denn noch fehlen vielen Organisatoren die Erfahrungen mit dem neuen Regelgewusel - es bleibt also abzuwarten, ob die Härte im Turnierumfeld noch zunimmt oder nicht.
Es gibt zumindest schon Bewegungen in Richtung "pures 40K" ohne jegliche Zusatzregeln und auch erste Turnierkonzepte wo "fluffige" und spassige Armeen unabhängig von der Spielstärke/-leistung gewürdigt und sogar belohnt werden - gerade letzterer Trend wäre eine schöne Entwicklung und die werde ich im Auge behalten.
Aber heute nicht mehr - die ausgeleierte Leertaste der Tastatur hat mich genug gefoltert, Feierabend!
Bis neulich!


Dienstag, 15. April 2014

Ein Umbau steht bevor!

Nach einer kleinen Schaffenspause und längeren Überlegungen, wie es mit dem Blog hier weitergehen soll, hat sich ein neues Konzept herauskristallisiert - die Männerhobbies werden entschlackt!
Das hat nix mit Frühjahrsdiät zu tun, sondern eher mit der Zielgruppe. Ein Blog, das kein Mensch liest, ist ziemlich sinnfrei - also sollte man ein bisschen Zielgruppenwerbung betreiben.
Dabei mehrere Gruppen gleichzeitig anzusprechen, ist ein bisschen schwierig, insbesondere wenn man(n) auch mal heftigere Themen anspricht.
Kurz gesagt, wenn ich mein Blog auf diversen Tabletop-Seiten promoten möchte, stehen mir meine Kannibalen- und Zombiefilme im Weg! *argh!*
Da ich auch keine Zensuren vornehmen möchte, müssen diese Dinge wohl erstmal verschwinden...

oder wollt ihr über sowas lesen??
Zum Ausgleich gibt's in Zukunft regelmässigere Posts zu lesen und viel mehr Fotos auch von unfertigen Dingen - ist doch auch was, oder?

Da ich von meinem zweiten Steckenpferd nicht lassen kann, wird der Filmteil demnächst auf ein neues Blog umziehen - da gibt's dann auch gleich ein spannendes Projekt, dass der geneigte Leser quasi mit mir gemeinsam erleben darf! Für Spannung ist also gesorgt...

Freut Euch auf Ostern, wenn die Männerhobbies durchstarten und das Filmprojekt 50 startet!

Jawollja, immer her damit!!