Montag, 15. Juli 2013

Tabletop - wiewaswowieso?

Google und Wikipedia haben dem geneigten Leser ja schon weitergeholfen, worum es sich bei diesem geheimnisvollen Wort "Tabletop" handelt...aber wie zum Kuckuck gerät man(n) an so ein Hobby?
Nunja, wenn man als kleiner Junge schon mit diversen Plastikfigürchen gespielt hat (Master of the Universe, diverse Star Wars Figuren usw.) und obendrein zur Geburtsstunde des Privatfernsehens regelmässig vor der Glotze gehangen hat, dann ist es relativ wahrscheinlich, dass sich das ein oder andere Miniaturenspiel ins Kinderzimmer einschleichen konnte, ohne jemals von sowas wie Tabletops gehört zu haben. Die "Einstiegsdroge" für die Jungs in dne 90ern waren schlichtweg diverse Brettspiele, die massenweise Miniaturen zum Zusammenbauen & selbst bemalen enthielten und obendrein epische Abenteuer am Küchentisch versprachen.
In meinem Fall war es "Heroquest", ein Abenteuerspiel mit diversen Fantasy-Helden und Monstern, welches abgesehen von den schicken kleinen Figürchen auch ein sehr gut durchdachtes Regelwerk enthielt. Auch wenn es anfangs etwas schwer zu lernen war, hatten wir doch familienintern sehr viel Spaß daran, auch wenn sich keiner so richtig traute, die Bemalung der Figuren anzugehen.
Es folgten diverse andere Spiele, die vergleichbare Inhalte (nur leider nicht immer so durchdachte Spielregeln) und noch mehr schicke Miniaturen boten, z.B. das geniale "Starquest" (bzw. Space Crusade), das episch große "Claymore Saga" und die Brettspiele des "Schwarzen Auges" (leider waren die regeltechnisch eher mittelmässig gut).
Im Jahre 1998 stolperte ich dann mit meinem Bruder bei unserem Weihnachtseinkaufstag in der Kölner Innnenstadt über einen Games Workshop Laden...und *BÄM!* hatte es mich erwischt. Kaum einen Monat später hatte ich eine Starterbox des Warhammer 40.000 Tabletops in der Hand und klebte kleine Space Marines zusammen...
Wer schonmal in so einem Laden war, der wird die Probleme kennen, die mich dann so nach und nach wieder vom Tabletop loseisten - unfreundliches oder viel zu aufdringliches Personal, randalierende Kleinjugendliche und obendrein eine für mich doch recht weite Reise mit öffentlichen Verkehrsmitteln (45 Minuten mindestens), schlechte Voraussetzungen für ein dauerhaftes Hobby.
Also packte ich alles in eine Kiste...für fast 10 Jahre.
Durch das Internet waren auf einmal viele Kontakte zu anderen Spielern und Bastlern kein Problem mehr, das Auto erleichterte die Anreise und man wurde unabhängig von den Ladenketten.
Obendrein konnte man all den alten Kram von damals weiterverwenden - genial!
Naja und so bin ich dabei geblieben, habe mir das Bemalen beigebracht, viel gebastelt, gekauft, gesammelt und es ist kein Ende in Sicht!
Was daran Spaß macht? Die Freiheit in der Gestaltung, wieviel man umbauen und personalisieren kann, die Figuren an sich, die Hintergrundgeschichte (der Hersteller Games Workshop hat ein wirklich riesiges Universum als Hintergrund für seine Spielsysteme erschaffen!) und natürlich auch die Treffen mit anderen Spielern auf Turnieren und zu privaten Spielrunden.

Was ist also dieses "Warhammer"-Zeug?
Grob gesagt bietet Games Workshop 3 Spielsysteme an, in denen man ähnlich wie beim Schach mit je einer Armee gegen den anderen Spieler auf einem Spielfeld antritt. Das Spielfeld ist allerdings größer und ohne feste Spielfeldeinteilung. Die Kontrahenten haben keine festen, identischen Armeen wie beim Schach, sondern können jeweils 2 Kontingente selbst zusammenstellen. Damit man dann nicht 200 Panzer auf 20 Infanteristen hetzt (wäre ja auch sehr unausgeglichen), gibt es gewisse Regeln, was man aufstellen darf und die Menge/Qualität der Truppen spiegelt sich in Punktewerten wieder. Man einigt sich also auf einen Punktewert für die Armeen (z.B. 1000 Punkte) und wählt dann passende Einheiten für seine Armee aus. Dabei müssen immer ein gewisser Anteil an Standard-Infanteristen und ein Anführer ausgewählt werden, obendrein gibt es für alle Truppenteile ein zulässiges Maximum, damit gerade starke Eliteeinheiten und Panzer nicht alles gnadenlos überrollen.
Im Idealfall sind die Modelle alle zusammengebaut und bunt bemalt und das Spielfeld sollte auch passende Dimensionen und schöne bunte Geländeteile haben - so machts nicht nur mehr Spaß, sondern bringt auch spielerisch noch mehr Abwechslung, da es auch für Gelände wie z.B. Ruinen oder Gewässer spezielle Regeln gibt.
Je nach persönlichen Vorlieben kann man seine Gefechte in einer Fantasy-Welt ausfechten, mit mächtigen Zauberern, Untoten, Drachen, Ogern, Elfen usw. (Warhammer Fantasy Battles) oder Schlachten aus der Herr der Ringe Saga von Tolkien nachstellen (stark inspiriert von den bekannten Kinofilmen) oder sich in einem komplexen Science Fiction Universum mit Lasern und Raketen beschiessen (Warhammer 40.000).
Wer nach Alternativen sucht, wird bei den vielen anderen Herstellern von Tabletop-Systemen sicher fündig - vom Zombiespiel über Steampunk und Piraten wird so ziemlich alles Vorstellbare abgedeckt, sogar historische Kriege aus allen Zeitepochen.

In meinen Vitrinen stehen zur Zeit 4 Armeen aus der fernen Zukunft des 40. Jahrtausends:
- schaurig-böse Chaos Space Marines, genetische Superkrieger, von ewigem Hass auf die Menschheit zerfressene, psychopathische Killer, die zu ihren menschlichen Schwächen passende Gottheiten anbeten.
- mechanische Roboter (die sog. Necrons), die Jahrtausende in dunklen Gruften verbracht haben und nun wieder auferstanden sind, um das Universum für sich zu erobern.
- eine Armee von Elitekriegern, Verteidiger der Menschheit mit einem dunklen Geheimnis. Die erste Kompanie des Space Marine Ordens der Dark Angels, der sog. Deathwing.
- last but not least ein paar Handvoll Weltrauminsektenmonster, die sog. Tyraniden.

Obendrein bestitze ich eine kleine Armee der Zwerge, um Warhammer Fantasy zu lernen und massenweise unfertige Miniaturen, um bestehende Armeen auszubauen und sogar noch 2 oder 3 neue Armeen aufzubauen.

Ein Hobby, bei dem man nie so richtig "fertig werden" kann, da es immer was neues auszuprobieren gibt, insbesondere da sich die Spielregeln immer weiterentwickeln und der Hersteller auch immer wieder neue Figurenbausätze auf den Markt wirft, meist passend zu neuen Regelbüchern für das Grundspiel oder die einzelnen Armeen.
Leider sind die Preise inzwischen sehr happig, was den Einstieg wirklich erschwert, grad für die jüngeren Spieler - aber wer sich ernsthaft mit dem Gedanken trägt, mit Tabletop anzufangen und ein wenig Modellbauerfahrung mitbringt, kann da durchaus günstiger starten - man sollte sich auf jeden Fall trauen, andere Spieler anzusprechen und sich in den vielfältigen Internetforen umsehen anstatt wie wild loszukaufen und die teuren Figuren inklusive Zubehör irgendwann frustriert an die Wand zu pfeffern...

Zum Abschluss ein paar Bilder meiner Figürchen, für einen ersten Eindruck!




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